Der dritte Longplayer „Holy Moly!“ der BLUES PILLS wirkt wärmer, gradliniger und weniger verspielt als die Vorgänger. Fulminant drängt sich die Stimme Elin Larsson noch mehr in den Vordergrund, wirkt das Gitarrenspiel einfacher aber eben auch songbetonter.
Nach dem Ausstieg von Gitarrenvirtuose Dorian Sorriaux hätte man denken können, die Band kann das Niveau nicht halten. Aber ganz im Gegenteil! Die Band wirkt aufgrund des Erlebten gewachsen, vielleicht sogar erwachsen. Zakk Anderson, vom Bass zur Gitarre „aufgestiegen“, bringt sein Können auf den Punkt und dient so der Stimme Larsson’s als songdienliches Fundament, das den Songs das Leben einhaucht. Straighter. Gefühlt vielleicht einfacher. Aber eben auch ohne unnötigen Bodensatz und Selbstverliebheit.
Ein prägnanter feministischer Einstieg mit „Proud Woman“. Der Übergang zum energiegeladenen „Low Road“. Ohne Atempause zu „Dreaming My Life Away“. Das soulige und sehnsüchtige „California“ lässt einem ein wenig Luft holen. Anpeitschende Luftgitarrengriffe wirbeln in „Rhythm In The Blood“ um sich. „Dust“ und „Kiss My Past Goodbye“ grooven sich verschiedenartig durch den Mittelgang des Albums. Emotional erobern diese beiden Songs intensiv den Gehörgang und lassen die Mit-sing-freundlichen Refrains nur so wabern.
Das letzte Drittel wirkt insgesamt etwas ruhiger aber nicht weniger intensiv. Das balladeske und hymnenhafte „Wish I’d Known“ entfacht eine sehnsuchtsvolle Stimmung während der stampfend beginnende Rocker „Bye Bye Birdy“ zum Ende noch einmal explosiv aufdreht.
„Song From A Morning Dove“ lässt einen warm um Herz werden. Das anfängliche Zusammenspiel von Piano und Gitarre wird durch die einfühlsame zarte, später energische Stimme und das steigernde dynamische Wechselspiel aller Mitwirkenden abgelöst.
Ein dynamisches, selbstbewusstes, vielfältiges und voller Kraft stampfendes Statement
Selbst der Rausschmeißer „Longest Last Friend“ kann den über die vorherigen 10-Tracks gewonnenen Eindruck nicht schmälern:
Ein dynamisches, selbstbewusstes, vielfältiges und voller Kraft stampfendes Statement einer nicht mehr wegzudenkenden Rockband. Ein fantastischer Start in die neue Dekade.
Carsten Klenke
Das die „Hauptlast“ auf die stimmliche „Gewalt“ und Einfühlsamkeit von Elin Larsson liegt, ist weder verwerflich noch langweilig. Sie wirkt sehr viel prätentiöser auf dem neuesten Werk des Quartetts. Der britisch prägnante Bluesrock-Sound erscheint nicht ansatzweise qequält. Der erdige und verwachsene Retrosound von „Holy Moly!“ wirkt extrem einladend und lässt einem in die Songs versinken. Es bewahrheitet sich einfach mal wieder: Lass dir Zeit und es wird qualitativ einfach hochwertiger. Ein Album wie aus einem Guss. „Holy Moly!“ eben!
Link zur Band: https://bluespills.eu/
Bildquelle: Blues Pills, YouTube